Der Unfug mit dem NO2

Ja, wir fahren 2 riesige Diesel. Einen Dodge Ram 3500 mit einem 6,7 l Turbodiesel und einen F350 mit einem V8-Diesel mit 7,3 l. Beide aber schon seit 14 bzw. 9 Jahren.

 

Haben wir ein schlechtes Gefühl dabei wo der Diesel doch nun so viel Stickoxid emittiert?

 

Nein.

 

Warum?

 

Schauen wir uns die Qualität der derzeitigen Diskussion an:

Stickstoff ist ein natürlich vorkommender Bestandteil der Atmosphäre. Pflanzen verwenden dieses Molekül in Ihrem Wachstum als Nitrat. Wie bei fast allem, geht es also auch hier um die Menge und daabbaupotential. Auch 5 to Schafwolle oder 500 l Kamillentee können tödlich sein.

 

Bei hohen Verbrennungtemperaturen entsteht Stickoxid, zunächst Stickstoffmonoxid (NO), das relativ schnell an der Luft zu NO2 (Stickstoffdioxid) aufoxidiert. Dieses NO2 ist in großen Mängen ätzend und giftig. Allerdings entsteht Stickoxid auch in Öl- und Gasfeuerungen und auch z.B. in Blitzen. Es baut sich auch relativ schnell durch weitere Reaktion ab

 

Dieses Mengenproblem mit NO2  tritt in Ballungsräumen auf. Dort, wo ein Delta zwischen Exposition, Abbau und Verbrauch und damit der Kompensation ensteht. Speziell bei NO2 ist das Problem nicht der Einzelne, sondern die durch die Innenstädte und damit die Masse enstehende Konzentration bei unzureichendem Abbau. Darf da nicht auch einmal gefragt werden, ob die Luftqulität in Innenstädten nicht die Folge der Ballung an sich ist? Haben wir eventuell die Grenzen der Urbanisierung erreicht?

Wer bessere Luft wünscht, kann auf dem Land leben. Warum müssen Städte immer mehr wachsen? Braucht es für Innenstädte tatsächlich nicht einfach nur neue Konzepte? Das hat aber nichts mit dem Diesel zu tun oder sonst einer singulären Emissionsquelle, sondern mit der Gesamtheit aller Emissionen und den strukturellen Problemen eines Ballungsraumes.

Also geht es darum, für Innenstädte entsprechende Rahmenbedinungen zu schaffen, die eben einem derart übervölkerten Lebensraum gerecht werden. Der Individualverkehr ist damit generell in Innenstädten in Frage zu stellen (egal ob Diesel, Benziner oder E-Mobil) und durch (funktionierende) öffentliche Transportmittel zu ersetzen. Ebenso ist darauf zu achten, das der Luftaustausch bzw. deren Erneuerung in Innenstädten funktioniert  (Stadtplanung darf sich nicht mehr nur am Profit orientieren oder an Eitelkeiten). Es ist m.E. auch die Frage zuässig, ob es sinnvoll ist, dass immer mehr Gewerbe in die Innenstädte zieht, während der ländliche Raum teilweise entvölkert wird. Die Luftqualität selbst ist dabei doch nur ein Problem von vielen (soziale Strukturen, Infrastruktur, Ver- und Entsorgung etc.). Was ist an der Stadt so attraktiv, dass alle hinwollen? Die Wohnungspreise sicher nicht, die Luft also auch nicht, also ziehen wir dort hin, weil wir dort Arbeit, Schutz in der Masse und Animation, aber auch kurze Wege und ein intensive soziales Leben finden. Kaum jemand wohnt in der Stadt und fährt raus zum Arbeiten.

 

Macht es also Sinn, nur die Diesel aus Innenstädten (manchmal und partiell) zu verdammen? Nein. Wenn, dann muß der ganze Individualverkehr raus aus der Innenstadt, auch andere Emittenten wie die Kohlefeuerung der SWM im Norden Münchens. Auch der Warenverteilverkehr muß komplett anders organisiert werden und eventuell auch die Lebensweise in den Städten und die Konstruktion der Städte.

 

Wir selbst leben auf dem Land, nicht weil wir uns die Stadtwohnung nicht leisten können oder wollen, sondern weil wir Platz und Luft brauchen und weder den Schutz noch die Animaltionen einer Großstadt benötigen und weil wir glücklicherweise selbst bestimmen können, wo wir arbeiten. Wir lieben und pflegen unsere Bäume auf unserem Grundstück aber auch die Wälder und Landschaften um uns herum und überlegen uns größere Fahrten sehr gut. So haben wir seit langem auf das Skifahren und die Ausflüge in die Berge verzichtet. Die Animation einer Großstadt oder eines Skiortes benötigen wir nicht, die Natur gibt uns Kreativität. Wir verbringen unsere Freizeit und unsere Urlaube in der Natur und mit der Natur, oft in unserer unmittelbaren Umgebung oder zumindest in Deutschland. Unsere Reisen führen uns dorthin, wo wir mehr Einsamkeit, Unberührtheit und Natur und noch weniger Animation finden. Wir versuchen, möglichst lokale Produkte aus bäuerlicher regionaler Landwirtschaft zu kaufen und versuchen, Plastikmüll und Elektronikmüll so gut wie möglich zu minimieren. Wir achten beim Kauf von Produkten auf geringe Transportwege, Lebensdauer und Nachhaltigkeit. Wir heizen mit regenerativem Energieträger. So glauben wir, unseren ökologischen Fußabdruck zu verbessern.

 

Meines Erachtens sollte jedes Produkt, jedes Nahrungsmittel und jedes Transportmittel ein Emissionslabel erhalten. Die Summe Deiner Emissionen wird durch Dein Konsumverhalten, Deine Reisen, Emissionen im Privaten (Stromverbrauch, Heizung, Fahrtkilometer) und durch den Werterhalt Deiner Dinge bestimmt. Jedem muss der Emissionswert einer Banane oder eines Kilos Fleisch oder einer Flugreise nach Mallorca oder einer Kreuzfahrt oder eines Kleidungsstückes oder eines neuen Autos oder gefahrenen Kilometers erkennbar und bewertbar gemacht werden, unter Beachtung aller Emissionen aus Herstellung, Transport und Beseitigung bzw. Recycling. Nur dadurch liese sich ein wirklicher Effekt erzielen und wir könnten aufhören, jeweis mit dem Finger auf den anderen zu zeigen und jeweils vor der eigenen Türe kehren. Die Schönfärbereien der Elektromobilität würden ebenso relativiert werden, wie die subjektive Beurteilung eines Diesel-Fahrzeuges oder der Irrglaube, mit neuen Autos emittieren wir weniger als mit alten - schaut doch mal, wie lange es dauert, bis alleine die mit der Produktion zusammenhängenden Emissionen kompensiert sind durch die angeblich geringen Abgasemissionen. Bei Elektroautos kommen dabei erschreckende Zahlen heraus aufgrund der Batterieherstellung einerseits und der hohen Emissionen unseres Strommix in Europa andererseits. Zudem wäre es absolut unmöglich, auch nur eine nennenswerte Zahl von reinen Elektroautos mit unserem deutschen Stromnetz in absehbarer Zeit ständig zu beladen. Am Ende fahren wir mit Kohle- und Atomstrom, den wir aus dem Ausland zukaufen. Dann haben wir zumindest bessere Luft bei uns, die Emissionen haben dann die Anderen (zumindest bei Westwind)

 

Diesel aus Innenstädten raus, von mir aus, aber dann bitte gleichzeitig auch die Benziner und dies zusammen mit anderen überfälligen Maßnahmen wie der drastischen Flugbenzinbesteuerung, der Reduzierung des Warenferntransportes- und damit LKW-Verkehrs, der Förderung lokaler regionaler Produkte, der Eindämmung der Globalisierung, der Förderung der Nachhaltigkeit und Lebensdauer unserer Produkte, der Verbannung von Wegwerfprodukten jedweder Art aus unserem Leben, der Eindämmung der Flugbewegungen auf das notwendige Minimum, der Abgasreduzierung in der Schifffahrt durch Ächtung der Schwerölverbrennung, durch Reduzierung des Warenverkehrs insgesamt und durch die Eindämmung des Ramschkonsums alla Aldi, Lidl und Co. und last but not least durch einen völligen Produktionsstop für Waffen und Kriegsgerät.

 

Dann verbannen wir eben Banane, Ananas, Mango & Co. aus unseren Supermärkten. Das würden wir sicher überleben.

 

Unabdingbar ist es, alles zu hinterfragen und zu hinterleuchten und sich zu informieren, lieber nicht aus Schlagzeilen der Presse und tollen Glanz-Prospekten, sondern aus neutralen technisch und wissenschaftlich fundierten Informationen oder in gemeinsamen Diskussionsrunden mit Freunden und Bekannten. Vertraut nicht der Industrie und auch nicht der Politik, die sich von den Lobbyverbänden hat kaufen lassen. Wir haben durch das Internet Zugang zu allen Informationen. Die wichtigste Voraussetzung für Umweltschutz ist persöniches Verbraucher-Wissen, Bildung udn die Bereitschaft sich zu informieren und die Ambition, etwas in seinem persönlichen Umfeld zu verbessern.

Strand auf Sardinien mit Microplastik